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Rückblick Workshop Biodiversität

In seiner Einführung zur Biodiversität im Gebirge erläuterte Prof. Christian Körner, GMBA, Universität Basel, die verschiedenen Zonen im Gebirge: «Bis zur Waldgrenze spricht man vom montanen Gebiet und alles darüber ist das alpine Gebiet. Die Waldgrenze reagiert mit einer Verzögerung von ca. 60 bis 80 Jahren auf den Temperaturanstieg.

Im alpinen Gebiet leben fitte und überlebenstüchtige Organismen. Sie können sich gut an die veränderten Bedingungen anpassen. Wenn es für sie nicht mehr stimmt, suchen sie sich einen neuen Platz. Manchmal nur zehn Meter weiter hinter einer Felsflanke versteckt.

In diesem Sinne kann man im alpinen Raum nicht von einem Rückgang der Biodiversität sprechen. Aber gewisse Arten können regional verdrängt werden. Beispielsweise durch eine starke landwirtschaftliche Nutzung. Denn je höher die Produktivität steigt, umso kleiner ist die Biodiversität.»

Im Anschluss diskutierten die mehr als 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einer Expertin und zwei Experten zu den Themen «Biologische Vielfalt, Vegetation», «Berglandwirtschaft» und «Fauna». Auch an dieser Informations- und Diskussionsrunde engagierten sich Vertreter aus Politik und Wirtschaft, von Behördenseite, aus der Bevölkerung sowie Gymnasiasten der Stiftsschule Engelberg.

Nach rund einer Stunde präsentierten die Teilnehmenden ihre Erkenntnisse im Plenum. Es folgte eine engagierte Diskussion zu verschiedenen Aspekten. Mehr dazu hören Sie auf den verschiedenen Audio-Spuren weiter unten.

Covid-bedingt endete die Tagung ohne Apéro-Austausch.

Dr. Dominik Galliker, Präsident der Stiftung Lebensraum Gebirge

Der Initiant des Projekts «Klima und Wandel im Gebirge» begrüsste im Hotel Kempinski Palace in Engelberg die Workshop-Teilnehmenden. Er wies darauf hin, dass jeder Beitrag zur Verminderung des Klimawandels wichtig sei.

Prof. Christian Körner, GMBA, Universität Basel

In seiner wissenschaftlichen Präsentation zeigte Prof. Körner auf, dass die Organismen, die unsere Biodiversität ausmachen, kaum aussterben werden. Die Topografie steuere im Gebirge den Lebensraum. Deren Vielfalt schaffe die Artenvielfalt. Einige Organismen können regional durch andere Arten verdrängt werden. Auslöser sei oft die landwirtschaftliche Nutzung. Sorgen bereite ihm auch die Verbuschung grösserer Gebiete durch die Grünerle. Denn diese biete weder Schutz vor Lawinen, noch lasse sich das Land danach noch als Weideland nutzen. Abschliessend meinte er, dass nicht die Biodiversität sondern der Mensch und seine Infrastruktur im alpinen Gebiet gefährdet sein.

Referat Biodiversität – Prof. Körner

Yolanda Stocker, Biologielehrerin an der Stiftsschule Engelberg zusammen mit zwei Studentinnen
Gruppe Fauna: Ergebnisse Diskussion
Präsentation Workshopergebnisse Gruppe Fauna im Rahmen des Workshops Biodiversität

Die Gruppe «Fauna» diskutierte verschiedene Themenbereiche: Der Einfluss der Klimaerwärmung zeige sich besonders in der Landwirtschaft durch eine längere Vegetationszeit. Es gebe zwei grundsätzliche Entwicklungen: einfach zu bewirtschaftende Flächen würden intensiv genutzt. Topographisch schwierige Flächen (Hänge, felsige Wiesen) würden nicht mehr bewirtschaftet. Die Folge sei eine Verbuschung. Die Politik hätte es aber in der Hand, mit finanziellen Anreizen (Direktzahlungen) die extensive Bewirtschaftung zu fördern.
In den Schulen müsste der Klimawandel stärker thematisiert werden. Aber nicht theoretisch sondern mit Exkursionen, in denen die Schülerinnen und Schüler erleben, was die Auswirkungen des Klimawandels beinhalten.

Dr. Felix Herzog, Agroscope

In der Gruppe «Berglandwirtschaft» wurde ausgehend vom Dreieck «Klimawandel – Berglandwirtschaft – Biodiversität» und deren Abhängigkeitenverschiedenste Ideen diskutiert. Die wichtigsten Erkenntniss waren, dass Arbeitskräfte aufgrund des niedrigen Einkommens ein knappes Gut seien. Um die Einkommen aufzuwerten, könnten Nischenprodukte und Innovationen realisiert werden. Ebenfalls wichtig wäre eine bessere Zusammenarbeit in der Berglandwirtschaft – auch die Alpgenossenschaften seien mit Kooperationen auf den Alpen gefordert.
Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Beratung und Ausbildung der Bauern. Diese sollte intensiviert werden – und zwar eine gesamtbetriebliche Beratung – nicht nur in einzelnen Betriebszweigen. Zudem seien auch die landwirtschaftlichen Schulen in dieser Thematik in der Pflicht.

Prof. Jasmin Joshi, HSR Rapperswil und ilf

Die Gruppe «Biologische Vielfalt, Vegetation» konstatierte, dass die Biodiversität im Kt. Obwalden sehr gross sei. Spürbar sei der Effekt der Klimaveränderung weniger bei den Temperaturen und der Trockenheit, aber Starkregen seien sehr problematisch.
Sie stellten fest, dass der Stickstoffreichtum auf den Alpen ein grosses Problem für die biologische Vielfalt sei. Auch sie meinten, dass es grossen Handlungsbedarf in der Landwirtschaftspolitik und in der Bildung (Landwirtschaftliche Schulen) gebe.
Wichtig sei auch die Revitalisierung von altem Wissen der Bauern, um die biologische Vielfalt zu erhalten. Die Gruppe forderte auch ein Düngeverbot auf den Alpen.

Reflexion im Plenum

Im Anschluss diskutierten die Teilnehmer ausgehend von den Erkenntnissen der Gruppen intensiv über verschiedenste Aspekte: Es gab Voten zum Tierwohl, zur Problematik der Berglandwirtschaft als Intensivbetrieb versus Landschaftsgärtner, zur Entlöhnung und der maschinellen Aufrüstung in der Landwirtschaft, zur generellen Nutzung des alpinen Raums sowie der Wertschätzung von Lebensmitteln.

Impressionen Workshop Biodiversität

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