Im Herrenhaus Grafenort sprach Beat Rölli am Mittwoch, 29. Juni 2022 vor vollem Saal über die Grundsätze der Permakultur und deren Chancen für Landwirtschaft und Klima. «Der Mensch kann im Ökosystem auch eine positive Rolle einnehmen. Das heisst, er kann mit gezielten Massnahmen auf das Ökosystem einwirken, damit dauerhafte Landwirtschaft im Sinne einer echten Nachhaltigkeit betrieben werden kann», erklärte Beat Rölli, diplomierter Biologe, Permakultur-Berater und Landwirt eingangs seines Referats. Ausgehend von Australien Mitte der 70er-Jahre, habe sich die Bewegung auf alle Kontinente ausgeweitet. Bezeichnend seien die lokalen und regionalen Netzwerke von Menschen, die die Permakultur entwickeln, praktizieren und verbreiten, nach dem Motto: Global verbreitet, lokal vernetzt.
Permakultur mit Design
Permakultur hat eine ganze Reihe von Prinzipien, resp. von Design-Systemen, deren Vorbilder in der Natur zu finden sind. Diese Bewirtschaftungsweise legt Wert auf mehrjährige Mischkulturen, integriertes Wassermanagement und alternative Anbauprodukte. Räumliche Strategien werden entwickelt, Praktiken für standort- und benutzerspezifische Ziele ausgewählt und integriert. Als Beispiel nannte Rölli den geplanten Einfluss auf das Mikro-Klima. Wasser spiele dabei eine wichtige Rolle. Dazu brauche es einen guten Boden, der als Wasserspeicher funktioniere und an heissen Tagen Wasser abgebe, kombiniert mit schattenspendenden Bäumen. Durch den Verdunstungsprozess kühle die Luft ab.»
Permakultur zur Stützung von Ökosystemdienstleistungen
Rölli, Umweltpreisträger 2020 der Albert Köchlin Stiftung, brachte im Referat auch die Ökosystemdienstleistungen zur Sprache, die in der Region um den Titlis optimiert, attraktiver und lukrativ gestaltet werden könnten. Darunter sei zum Beispiel die Bereitstellung von Baumaterial oder Trinkwasser zu verstehen, aber auch der Erosionsschutz, die ästhetische Landschaft oder der Erholungsraum, spirituelle Werte oder die Sauerstoffproduktion, von welchen die ganze Gesellschaft profitiere.
Chance in der Veränderung
Der Klimawandel bringe auch Chancen: Längere Vegetationsperioden, neue Kulturpflanzen, sich verändernde oder sich ausbreitende Waldbestände biete für die Landwirtschaft neue Optionen. Dies gelte auch für die Permakultur. Rölli sprach von Megapotenzialen in der produktiven Wasserlandwirtschaft (z.B. Edelkrebse in Teichlandschaften), von Früchteproduktion in den Alpen, vom Anstieg der Waldgrenze mit erhöhter Holzproduktion. «Globale Tendenzen wie die steigenden Preise für Dünger, Maschinen und Treibstoffe machen die Permalandwirtschaft zunehmend konkurrenzfähiger», zeigte sich der Referent überzeugt. Auch beim Bundesamt für Landwirtschaft sei man auf offene Ohren gestossen und habe für Direktzahlungen Lösungen gefunden. Zwar seien Permakulturistinnen und -kulturisten Idealisten. Doch sei diese Bewirtschaftungsart durchaus auch wirtschaftlich. Im Anschluss an das Referat fanden sich der Referent und Interessierte zu angeregten Diskussionen zusammen.