Der Klimawandel ist ein globales Phänomen, doch die Auswirkungen sind lokal spürbar. Die Alpen sind doppelt betroffen. Dies wird auch in den neusten Klimaszenarien für die Schweiz 2018 dokumentiert. Die Temperaturen steigen in den Alpen doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt. Dies hat verschiedene Ursachen. Die Erwärmung über Landmassen ist generell grösser. In den Alpen kommen wegen der besonderen Topografie und geologischen Beschaffenheit weitere verstärkende Effekte hinzu.
Seit dem Beginn der landesweiten Temperaturmessungen im Jahre 1867 hat sich die durchschnittliche Temperatur im 2 Grad erhöht. Der von Menschen verursachte Klimawandel bezieht sich jedoch nicht nur auf den Temperaturanstieg, sondern auch um häufigere und intensivere Hitzewellen, weniger Schnee- und Frosttage, intensiver und häufigerer Starkregen, ein Rückgang des Gletschervolumens um 60% und weitere meteorologische Veränderungen.
Durch die globale Erwärmung angestossen, variiert die Dynamik der natürlichen Prozesse, wie beispielsweise dem Abtauen der Gletscher und dem Rückgang des Permafrosts, zu plötzlichen Naturereignissen wie dem vermehrten Auftreten von Murgängen in den Alpen.
Die Veränderung der Umwelt findet zwar stetig statt, jedoch in einer erhöhten Geschwindigkeit als bisher. Besonders die Alpen sind eine klimasensible Region und spüren die Folgen der globalen Erwärmung deutlich früher als der globale Durchschnitt. Steigende Temperaturen haben auch Auswirkungen auf die immense biologische Vielfalt in den Alpen: Die Waldgrenze steigt, die Vegetationszonen verschieben sich nach oben.
Die landschaftlichen Veränderungen werfen die Frage auf, wie die Menschen in den Alpen ihr Verhältnis zur Natur gestalten. Sie müssen ihre Lebens- und Wirtschaftsweisen anpassen. Besonders gefordert durch steigende Temperaturen ist der gesamte Wirtschaftsraum insbesondere die Waldwirtschaft, die Landwirtschaft, die Energieproduktion und der Tourismussowie durch drohende Umweltkatastrophen der Verkehr und die besiedelten Gebiete.
Der Klimawandel hat für den Tourismus folgenschwere Auswirkungen: Da touristische Aktivitäten oftmals im Freien stattfinden, sind diese wetterabhängig und somit anfällig für Auswirkungen des Klimawandels. Dabei spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle, wie beispielsweise die Umweltvoraussetzungen für Aktivitäten, das Wohlbefinden der Akteure und die Gefahr für Leib und Leben durch extreme Wetterereignisse.
Die im Gebirge lebenden Menschen haben sich schon immer den Gefahren und den daraus resultierenden Risiken stellen müssen, wenn auch heute das Ausmass und das Tempo der Veränderungen grösser scheint als je zuvor. Die rasanten Veränderungen bieten die Chancen für neue Arbeits- und Lebensformen. Das Potenzial für zusätzliche neue Produkte und Dienstleistungen ist gross und zu nutzen. Gesunde ökologisch und nachhaltig hergestellte Produkte sind ein echter USP (Alpen Produkte hoher Qualität) unserer Alpwirtschaft. Die Digitalisierung (Smarte Alpen) sind eine Chance für neue und attraktive Dienstleistungen und neue Absatzkanäle. Diese sind auch unter dem Aspekt der Mobilität sinnvoll.
Die Biodiversität und das kulturelle und kulinarische Erbe der Alpen, Beide für unser Land von grosser Bedeutung, sind zu wahren und zu pflegen. Die Begegnung mit der Natur und den Menschen ist für Touristen, Wanderer, Naturliebhaber und Sportler ein einmaliges Erlebnis mit grossem Potential.
Die Alplandwirtschaft hat viel Potenzial für Produkte und neue Dienstleistungen. Attraktive Landschaft und Schaffung eines Nischenmarktes für Agrarprodukte und der Tourismus haben das Potenzial für die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der Region.
Bettina Hübscher, Präsidentin der Verwaltungskommission Melchsee-Frutt Bahnen
Schlussbericht Arbeitsgruppe „Tourismus Landwirtschaft“ (PDF)